♠ Der neoliberale Geist der Geldmonarchie

Der neoliberale Geist: Die Quelle der Hybris und des Egoismus als Rechtfertigung zur Ausbeutung der Massen.

Zusammengefasst wurzelt der amerikanische Neokonservatismus in der Überzeugung einer sehr kleinen und heterogenen Gruppe ehemals linksliberaler, gar sozialistischer Intellektueller, Kräften eben solcher politischer Orientierung engagiert entgegenwirken zu müssen. Denn diese unterziehen die demokratische Kultur der USA einer rigorosen Kritik und fordern dabei radikale Veränderungen. Irving Kristol, der godfather of neoconservatism, bezeichnet die Neokonservativen daher als “liberals mugged by reality”.

Philosophischer Gedankenvater: Leo Strauss
Leo Strauss (1899 – 1973) floh als deutscher Jude in den dreißiger Jahren vor der nationalsozialistischen Verfolgung, die Vereinigten Staaten erreichte er im Jahre 1938. In der Geschichte der politischen Philosophie geschult, wurde er einer der bekanntesten konservativen immigrierten Geisteswissenschaftler.

Er lehrte lange Jahre an der University of Chicago, viele der heute als neokonservativ bezeichneten Wissenschaftler und Politiker zählten zu seinen Studenten und (gewissermaßen in zweiter Generation) wiederum zu deren Studenten: beispielsweise William Bennett, Allan Bloom, Abraham Shulsky, William Kristol (Sohn von Irving Kristol und Gertrude Himmelfarb), John Podhoretz (Sohn von Norman Podhoretz und Midge Decter) und auch Paul D. Wolfowitz. Strauss’ Philosophie beeinflusst Neokonservative bis heute, denn im Kampf gegen die Krise der Moderne war es sein Beitrag, die Legitimität der klassischen Philosophie wiederherzustellen zu versuchen.

Bekannt wurde Strauss vor allem durch seine These der Versteckten Bedeutung (hidden meaning): Die Arbeiten der alten Philosophen, so sein Argument, enthalten bewusst verdeckte und nur für Eingeweihte bestimmte Bedeutungen, die nur von sehr wenigen begriffen und folglich von der Masse missverstanden werden können.

Es gibt also eine natürliche Hierarchie der Menschen. Allein die verstehende Elite kann und soll die essenzielle (platonische) Wahrheit menschlicher Gesellschaft und Geschichte innehaben, der Masse, die sie weder verkraften noch mit ihr umgehen könnte, muss sie vorenthalten werden.

Um den Staat zu schützen und die Ordnung einer Gesellschaft aufrechtzuerhalten, ist die führende Elite daher verpflichtet, sowohl freie Forschung einzugrenzen als auch die Mittelmäßigkeit und Untugend der gewöhnlichen Leute auszubeuten.

Gesellschaft, so Strauss, braucht Lügen vor allem über die Natur der politischen Realität. Dies widerspricht offenkundig der konventionellen Weisheit moderner demokratischer Gesellschaften. Doch ist gerade dieses elitäre Denken von Strauss für Neokonservative von Bedeutung, weil es eine auf Grundsätzen basierende Rationalisierung für zweckmäßige Politik und notwendige Lügen bietet, die denen erzählt werden, die von der Wahrheit demoralisiert würden.

Strauss’ ablehnende Haltung gegenüber liberaler Demokratie ist wesentlich beeinflusst vom Scheitern der Weimarer Republik. Seiner Meinung nach war es letztlich der Liberalismus, der – als logische Folge der von Strauss abgelehnten philosophischen Prinzipien der Moderne, die ins Extreme geführt wurden – durch übertriebene Toleranz nicht nur gegenüber den Nationalsozialisten, sondern auch gegenüber der moralischen Unordnung für den Holocaust gegen die Juden verantwortlich gewesen ist. Neokonservative nehmen diesen Gedanken auf und vergleichen die Toleranz der Weimarer Republik gegenüber den Nationalsozialisten mit der gegenwärtigen Toleranz des Westens (und insbesondere der USA) gegenüber dem Multikulturalismus. Aus neokonservativer Sicht ermöglicht dieser die Einwanderung muslimischer Fundamentalisten – deren Hauptziel die Zerstörung der westlichen Gesellschaft ist – in den Westen und in ein Amerika, das sich nicht traut, jemandem auf die Füße zu treten, und so die Grundfeste eines normalen Staates verneint: den Schutz seiner Grenzen. Damit ist es der Mulitkulturalismus selbst, der die Zerstörung des Westen und der Vereinigten Staaten überhaupt erst möglich macht.

In Strauss’ Analyse der Fehlerhaftigkeit des Liberalismus ist auch seine Ablehnung der Säkularisierung von Bedeutung. Denn sie führt seiner Ansicht nach zu Individualismus, Liberalismus und Relativismus und ermöglicht damit genau dieMerkmale, die zu Meinungsverschiedenheiten innerhalb einer Gesellschaft führen und so deren Fähigkeit schwächen, mit externer Bedrohung umzugehen. Für den Atheisten Strauss ist Religion der Klebstoff, der die Gesellschaft zusammenhält und kontrollierbar macht. In Anlehnung daran wird von Neokonservativen immer wieder betont, dass das Problem des Liberalismus in der Zurückweisung des biblischen Elements wurzelt. Manche sehen gar die Trennung von Kirche und Staat als gravierendsten Fehler der Gründungsväter der Vereinigten Staaten an. Strauss selbst aber sagte so etwas nicht ausdrücklich.

Dennoch hat Strauss nach Auffassung von Neokonservativen in den USA auf Grund ihrer teilweisen Gründung auf klassische und biblische politische Weisheit die einzige Hoffnung der Welt gesehen, obwohl sie das am weitesten fortentwickelte Beispiel für Liberalismus sind. Strauss selbst jedoch lehnte die (Vor-)Herrschaft eines Staates in der Welt ab, da weder ein Einzelner noch eine Gruppe von Menschen die ganze Menschheit gerecht führen könne. Seine Missbilligung jedweder Hegemonie zusammen mit seiner Zurückweisung liberaler Demokratie widerspricht damit den erklärten politischen Absichten von Neokonservativen, die muslimische Welt zu demokratisieren und eine neue internationale Ordnung unter amerikanischer Führung zu etablieren.