♠ 2010 – Die Karten der Weltwirtschaft

ARTE: Ein erstes Kriterium ist natürlich die Wirtschaftsleistung eines Landes, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Kaufkraftparität. Aber das BIP allein reicht nicht aus, um den wahren Wohlstand eines Landes zu berechnen.

Deshalb gibt es einen neueren Indikator, das Bruttonationaleinkommen (BNE). Die Weltbank teilt die Staaten der Erde anhand des BNE je Einwohner in drei Gruppen ein, und zwar in- Länder mit hohem Einkommen, d. h. pro Jahr über 12.200 US-$ je Einwohner – Länder mit mittlerem Einkommen, zwischen 996 und 12.200 $- und Länder mit niedrigem Einkommen, bis 995 $.

Die Armutsgrenze liegt für die Weltbank bei 1,25 $ pro Person und pro Tag. Das ist ein weltweiter Durchschnitt. 1981 lebten etwa 2 Milliarden Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Inzwischen ist die Armut stark zurückgegangen, denn 2005 waren es nur noch 1,5 Milliarden.

Der Gegensatz zwischen entwickelter und unterentwickelter Welt wurde 1965 von dem französischen Geographen Yves Lacoste kartographisch dargestellt. Auf seiner Karte wird die große Bedeutung des Klimas deutlich, das z. B. in den Tropen zu einer bestimmten Form von Landwirtschaft führt.

Übrigens galten in den sechziger Jahren Spanien und Portugal genauso als unterentwickelt wie der Süden Italiens, der durch eine wirtschaftliche Grenze vom Norden getrennt war.

Bei der Peters-Projektion werden die Länder flächentreu abgebildet. Dadurch wird die Vorherrschaft der Länder auf der Nordhalbkugel relativiert, die in der Mercator-Projektion stark vergrößert erscheinen. Da zur Kategorie der Entwicklungsländer sehr unterschiedliche Länder gehören, unterscheidet die UNO zwischen- Erdöl exportierenden Ländern- und den am wenigsten entwickelten Ländern, den „least developed countries“ (LDC).

Zu den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC) gehören 50 Staaten von Haiti bis Tuvalu, vor allem aber afrikanische Länder südlich der Sahara. Die Liste wird alle drei Jahre vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen nach drei Kriterien neu erstellt:- dem Bruttonationaleinkommen je Einwohner, das nicht mehr als 900 US-$ betragen darf- den menschlichen Ressourcen für Ernährung, Gesundheit und Bildung- und der wirtschaftlichen Situation des Landes, also letztendlich seiner Verwundbarkeit.

Die Weltwirtschaft hat viele Aspekte und doch geben die Indikatoren, mit denen die weltweite Verbreitung von Wohlstand und Armut gemessen wird, nur unzureichend Aufschluss über die wahren wirtschaftlichen Grenzen zwischen Nord und Süd. MIT OFFENEN KARTEN zeigt, nach welchen Kriterien sich die Unterschiede zwischen und in den Ländern differenzierter beschreiben lassen.