♠ Belgisch Kongo
- Wikipedia: Kongo
- Wikipedia: Leopold II. (Belgien)
- Wikipedia: Kongokonferenz
- Wikipedia: Kongogräuel
Der Kongo ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Mentalität der Kolonialisierung, wo es immer um Ausbeutung der natürlichen Ressourcen fremder Länder geht, bis heute nicht geändert hat. Heute finanzieren alle Großmächte die unterschiedlichen Gruppen im Lande, um ihre Personen an die Macht zu bekommen. Es werden Handlanger der Großmächte als Regierung eingesetzt, die dann im Auftrag der GeldMonarchie das Land ausbeuten. Die lokale Bevölkerung bekommt von ihrem Reichtum nicht viel ab.
Die Erschließung des riesigen Kongo finanzierte König Leopold II. 1876 durch den Verkauf von Nutzungsrechten an Gesellschaften. Die Konzessionsfirmen verfolgten ihre wirtschaftlichen Ziele mit einer – auch für damalige Verhältnisse – beispiellosen Rücksichtslosigkeit und Brutalität. Diese Unternehmen hatten meistens Leopold als Hauptaktionär, oder es war festgelegt, dass der Hauptgewinn an den Frei-Staat zu fließen hatte, und damit letztendlich direkt an Leopold als dessen Eigentümer. Das Unternehmen Aversoise bekam z. B. ein Gebiet über 160.000 Quadratkilometer – die doppelte Fläche Irlands – zugesprochen, welches die Firma nach Belieben ausbeuten konnte. In den Verwaltungsräten saßen ausnahmslos Persönlichkeiten aus der politischen Führung des Freistaates.
Naturkautschuk bedeutete nun aus Sicht der herrschenden Eliten die „ideale“ Steuer für die Bevölkerung, da die weltweite Nachfrage nach Kautschuk stieg. Die Provinzverwalter gingen dazu über, eine gewisse Menge an Kautschuk als Abgabe von der Bevölkerung zu verlangen. So mussten die Einheimischen in den Urwald ziehen, um wilden Kautschuk zu sammeln. Die Force Publique trieb anschließend diese neue Kautschuksteuer ein. Die Männer allerdings, die den Kautschuk eintreiben mussten, wurden nach der einkassierten Menge bezahlt. Es setzte also ein Streben nach Gewinnmaximierung ein, was zu einer beispiellosen Gewaltherrschaft führte. Wurden 1891 noch 100 Tonnen Kautschuk exportiert, waren es 1901 bereits 6000 Tonnen. Gleichzeitig bedeutete dies für die einheimische Bevölkerung, dass ihr immer weniger Zeit blieb, um Nahrungsmittel anzubauen. Wer nicht die geforderte Kautschukmenge lieferte, wurde erschossen. Das Jagen und Fischen galt seit der Verstaatlichung des Landes 1890 bereits als „Wilderei“. Dies führte zu Hungersnöten, welchen in manchen Gebieten 60–90 % der Bevölkerung zum Opfer fielen.
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Im September 1876 veranstaltete Leopold II. eine große geographische Konferenz in Brüssel, bei der es um die Erforschung des Kongos ging, und gründete gleichzeitig eine philanthropische Gesellschaft zur Erforschung des Kongo, die Internationale Afrika-Gesellschaft (französisch Association Internationale Africaine).
Da auch in Belgien die Stimmung eher gegen Kolonien war, wurde Leopold der Kongo als Privatbesitz der belgischen Krone zugesprochen, mit der Verpflichtung, „die Erhaltung der eingeborenen Bevölkerung und die Verbesserung ihrer sittlichen und materiellen Lebenslage zu überwachen, an der Unterdrückung der Sklaverei und des Negerhandels mitzuwirken“ und „religiöse, wissenschaftliche und wohltätige Einrichtungen und Unternehmungen zum Besten der Eingeborenen zu schützen“
Im Ergebnis erklärte Leopold II. am 23. April 1885 die neu geschaffene Association Internationale du Congo (AIC) zur Eigentümerin des Kongo und erließ eine Verfassung für den Kongo-Freistaat. Da Leopold der alleinige Eigentümer der neuen Gesellschaft war, war der Kongo de facto sein Privatbesitz.
Die brutale Ausbeutung des Landes und der Bevölkerung des Kongo-Freistaates wurde als „Kongogräuel“ bekannt und führte um die Jahrhundertwende zu beträchtlichen Unruhen. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts kam es zu internationalen Protesten, die zum Teil durch Berichte von Missionaren ausgelöst wurden, die von Gräueltaten der Kolonialmacht berichteten. Auf Druck der öffentlichen Meinung musste Leopold II. 1904 eine Untersuchungskommission installieren. Nachdem die Kommission Sklavenhandel, Zwangsarbeit und weitere Missstände aufgedeckt hatte, sah sich der König zu Reformen gezwungen, die jedoch wenig wirksam waren. 1908 sorgten Berichte über die menschenunwürdigen Ausbeutungspraktiken als so genannte „Kongogräuel“ international für Aufsehen und Empörung, alarmierten die westlichen Nationen und zwangen Leopold endgültig zum Verkauf des Freistaates Kongo an den belgischen Staat.