2008 – Alle wollen Libyens Öl

Es geht um Förderrechte für Öl und Gas, um Wind- und Sonnenenergie. Um Libyens Ressourcen ausbeuten zu dürfen, geben sich die ausländischen Energiekonzerne in Gadhafis Reich die Klinke in die Hand.

Erst Ende Januar bestätigte zum Beispiel die deutsche RWE Dea, man habe Lizenzen zur Gasexploration auf einer Fläche von mehr als 10.000 Quadratkilometern auf der Hochebene von Cyrenaica erworben, östlich der Hafenstadt Benghazi.

Wenige Tage später, am 4. Februar, gab der britische Ölriese BP bekannt, ebenfalls ein Abkommen zur Erschließung von Erdgas mit Libyens Regierung abgeschlossen zu haben. Allein für das Recht, mögliche Gasquellen auf einer Fläche von 55.000 Quadratkilometern zu erforschen – das entspricht etwa der Größe Kroatiens -, zahlt BP die Summe von 600 Millionen Euro…

Wenn diese Felder erschlossen werden, wollen die großen Ölkonzerne der Welt dabei sein. Keiner blieb der jüngsten Bieterrunde im Oktober 2007 fern. Auch Russen befinden sich unter den Investoren. Gazprom etwa sicherte sich im vergangenen Dezember ein Stück Land im Gadames-Becken, nahe der algerischen Grenze. Mindestens 20 Millionen Tonnen Öl sollen dort zu finden sein, glaubt das russische Unternehmen, daneben Erdgas. Um diese Schätze fördern zu dürfen, akzeptiert Gazprom noch schlechtere Konditionen als BP: Der libysche Staat wird ganze 90 Prozent der zu Tage gebrachten Mengen behalten. “Hinzu sollte man vor dem Hintergrund der grassierenden Korruption noch weitere Zahlungen rechnen”, sagt Isabelle Werenfels, Maghreb-Spezialistin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin.

US-Konzerne drängen nach 20 Jahren der Abwesenheit ebenfalls zurück auf die Ölfelder des einstigen Erzfeindes. Für die USA ist Libyen gegenwärtig der am schnellsten wachsende Exportmarkt. NOC-Sekretär Ghaber heißt auch sie willkommen. Die Hauptsache sei doch, dass sie gut zahlten, sagt er, schließlich gehe es in erster Linie ums Geschäft: “In the end, it’s just business.”