Der erste Weltkrieg in Persien

Vom Zeitpunkt der ersten Ölförderung im Jahr 1908 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 betrugen die jährlichen Konzessionsabgaben an die iranische Regierung nur wenige hundert Pfund. Nach Kriegsbeginn stellte die APOC die Auszahlung der Konzessionsabgaben an die iranische Zentralregierung vollkommen ein. Die Konzessionszahlungen der APOC an den Iran wurden für die kommenden fünf Jahre ausgesetzt.

Die Lage im Iran änderte sich schlagartig im November 1914. Das osmanische Reich trat an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein und türkische Truppen besetzten im Januar 1915 weite Teile des Nordwestiran.

Vorausgegangen war ein im November 1914 erfolgter Angriff russischer Truppen auf osmanische Grenzposten auf Zivin, Doğubeyazıt und Diyadin (Bergmann-Offensive), die im Dezember 1914 zur Schlacht von Sarıkamış führen und mit einer vernichtenden Niederlage der Türken enden sollte. Russische Kräfte waren aus Aserbaidschan abgezogen und an die Front bei Sarıkamış verlegt worden. Türkische Truppen marschierten daraufhin in den Nordwesten des Iran ein und besetzten Täbris und Urmia.

Der Iran bat die US-amerikanische Regierung um Unterstützung bei dem Bemühen, die Feindseligkeiten nicht auf iranisches Gebiet übergreifen zu lassen. Am 11. November 1914 sagte die US-Regierung zu, die neutrale Haltung des Iran zu unterstützen. Allerdings war es offensichtlich, dass die kämpfenden Parteien die Neutralität nicht respektieren würden.

Teile der russischen Truppen, die 1911 bei dem Putschversuch Mohammed Ali Schahs in den Iran einmarschiert waren, waren noch immer im Norden des Iran und in Teheran stationiert. Später marschierten britische Verbände im Süden ein und begannen, die South Persian Rifles aufzubauen, eine unter britischem Kommando stehende persische Einheit, zum Schutz der Ölanlagen der Anglo-Persian Oil Company in Abadan. Dann rückten auch noch türkische Truppen in den Norden und Westen des Iran ein.

Nach Kriegsende wurde der Iran von der APOC zudem mit einer Schadensersatzforderung von umgerechnet $ 2 Mio. für Kriegsschäden an den Ölpipelines konfrontiert, die angeblich von Sabotageakten deutscher Agenten, die von der iranischen Regierung geduldet worden waren, stammten. Im Dezember 1920 wurden der Streit zwischen der iranischen Zentralregierung und der APOC durch das Armitage-Smith-Agreement beigelegt.

Das Abkommen sah eine wesentliche Änderung der Berechnung der Gewinne, die als Grundlage der Konzessionsabgaben dienten, zu Lasten Irans vor. So wurden alle Gewinne aus dem Tankertransport bei der Berechnung ausgeschlossen. Die Gewinnberechnung von Beteiligungen der APOC wurde auf Firmen begrenzt, an denen die APOC eine Mehrheitsbeteiligung besaß. Zudem wurden erhebliche Abzüge bei der Gewinnberechnung vereinbart.

Als Ausgleich für die dem Iran vorenthaltenen Konzessionsabgaben der Jahre 1914 bis 1920 erhielt der Iran 933.000 britische Pfund als Einmalzahlung. Zum Vergleich: Die Weltbank hatte in einem 1950 erstellten Bericht festgestellt, dass allein im Jahr 1919 die APOC einen Überschuss von 6 Mio. britischen Pfund erzielt hatte. Die Weltbank kommt in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass die gezahlte Summe höchsten einer Konzessionsabgabe von 3 % entsprochen hat. Wäre die Konzession von D’Arcy korrekt umgesetzt worden, hätte der Iran 8 Mio. britische Pfund für den genannten Zeitraum an Konzessionen erhalten müssen.

Welche Bedeutung die Öleinnahmen für den iranischen Staat hatten, wird dadurch belegt, dass die gezahlten 933.000 Pfund nahezu ein Viertel des gesamten iranischen Staatshaushalts ausmachten