Höhepunkt der Deregulierung Timelines: Geld-Finanzregulierungen

In den 2000er-Jahren verfestigte sich die Vormachtstellung der Finanzwirtschaft innerhalb des zunehmend nach neoliberalen Gesichtspunkten umgestalteten marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmens weiter: Nachdem die Deregulierung in den 1980er-
Jahren mit dem Auslaufen der Zinssatzdeckelung in Schwung gekommen war und sich in den 1990er-Jahren mit der Aushöhlung der Spartentrennung beschleunigt hatte, brachten die 2000er-Jahre den Aufstieg der (unregulierten) Derivate.
Wie die Genese der Deregulierungsmaßnahmen wurzelt auch die der Derivate in den Trümmern des Bretton-Woods-Systems: Die Wechselkursturbulenzen, die dessen Zusammenbruch erzeugte, verliehen den als Absicherung konzipierten Zins- und Währungsswaps einen wichtigen Auftrieb (The Economist 2008: 75).
So komplex und intransparent Derivate in den 2000er-Jahren wurden, so schlicht und einfach ist ihr Grundprinzip: nämlich den Wert aus der Wertentwicklung eines anderen Produktes oder aus anderen Vermögenspreisen in einer systematischen Weise abzuleiten bzw. zu „derivieren“. Ein Swap ist ein Tauschgeschäft zu einem vereinbarten zukünftigen Zeitpunkt, bei dem der Zinssatz oder der Wechselkurs für den Käufer fixiert wird; d. h. sein Wert ist abhängig von der künftigen Zinssatz- bzw. Wechselkursentwicklung.
Entworfen als Versicherung kann ein Derivat ebenso gegenteilig eingesetzt werden, also spekulativ. Durch den im Jahr 2000 beschlossenen Commodity Futures Modernization Act wurden Derivate explizit von der Regulierung ausgenommen (Sherman 2009:11). Ihr Handel blieb „over the counter“, also bilateralen Vereinbarungen ohne Kontroll- oder Clearinginstanz überlassen.
Dies entsprach der neoliberalen Idee größtmöglicher Effizienz, da unterstellt wurde, dass die Händler über umfassende Informationen verfügten und durch Risikoabwägung stabilitätswahrend handelten (Mayer 2015: 190). Der bilaterale, unkontrollierte Handel nährte jedoch Wildwuchs und erzeugte Intransparenz; stabilisierende Transaktionen sind
gerade bei einer durch Herdenverhalten getriebenen Marktentwicklung oft nicht profitabel (Shiller 2000:151, 172). Als Zins- und Wechselkursinstrumente legten Swaps in den 1970er-Jahren den Grundstein für den späteren Höhenflug von Derivatprodukten im Zuge der voranschreitenden Finanzmarktderegulierung; als Kreditausfallsversicherungen („credit default swaps“) spielten sie eine Schlüsselrolle in der Finanzmarktkrise 2007/08 (The Economist 2008: 76–77).