MERS

Vorkommen und Fallzahlen

MERS („middle east respiratory syndrome“) wird durch das MERS-Coronavirus (MERS-CoV) ausgelöst, das erstmals 2012 bei schwer verlaufenden, menschlichen Atemwegserkrankungen nachgewiesen wurde. Das tierische Reservoir dieses β-Coronavirus ist bisher unbekannt. Molekularbiologische Analysen zeigen jedoch eine enge Verwandtschaft zu einigen Fledermauscoronaviren.

Wissenschaftliche Befunde deuten aber darauf hin, dass Dromedare ein Virusreservoir für MERSCoV bilden und eine Quelle für menschliche Infektionen darstellen können. Bei einem großen Anteil von Dromedaren aus dem arabischen und afrikanischen Raum können Antikörper gegen MERS-CoV nachgewiesen werden. Auch die Virusisolierung aus Dromedaren ist mehrfach gelungen. Im Rahmen einer Untersuchung eines an MERS erkrankten (und vorher serologisch negativen) Besitzers einer kleinen Dromedarherde konnte ein MERS-Coronavirus identifiziert werden, dessen Gensequenzen zu 100 % mit dem Virus eines seiner erkrankten Tiere übereinstimmten.

Bisher waren 27 Länder von MERS betroffen. Bis Ende November 2019 wurden nach WHO-Angaben weltweit 2.494 laborbestätigte MERS-Fälle gezählt, davon 858 Todesfälle (Letalitätsrate: 34.4 %). 2.102 dieser Fälle (84,3 %) kamen in Saudi-Arabien vor. Die Letalitätsrate für Saudi-Arabien betrug bei 780 Todesfällen 37,1 %.

Klinische Symptomatik

Die Erkrankung manifestiert sich als akute, oft schwerverlaufende, respiratorische, grippeähnliche Erkrankung mit Lungenentzündung und Atemnot. Ein häufiges Begleitsymptom ist Durchfall; bei schweren Verläufen kann auch Nierenversagen auftreten. Schwere Verläufe treten überwiegend bei Personen mit chronischen Vorerkrankungen auf, wie z. B. Diabetes, einer Krebserkrankung oder Immunsuppression.

In wenigen Einzelfällen ist das Virus auf Familienangehörige übergegangen, die sich vermutlich durch engen persönlichen Kontakt bei der häuslichen Krankenpflege infiziert haben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise für eine kontinuierliche Mensch-zu-Mensch-Übertragung.

Nachweis von MERSCoV

Der Virusnachweis ist aus Sputum, Bronchiallavage, Nasopharynxaspirat, Rachenspülwasser oder einem Rachenabstrich mittels molekularbiologischer Methoden (PCR) problemlos möglich. Proben aus den unteren Atemwegen sind das für den Erregernachweis geeignetere Probenmaterial.

Für eine serologische Bestätigung (Antikörpernachweis) werden zwei Serumproben benötigt, von denen die erste Probe in der 1. Woche nach Symptombeginn und die zweite Probe mindestens 28 Tage nach Symptombeginn gewonnen wurde.

Hinweise für Reisende in Länder des mittleren Ostens (Arabische Halbinsel und angrenzende Länder)

Neben der generellen Empfehlung von Hygienemaßnahmen wie häufiges Händewaschen bei Kontakt mit Tieren in Ställen, auf Märkten oder Ausstellungen und Vermeidung von allzu engem Körperkontakt mit Tieren empfiehlt die WHO insbesondere für Personen mit Grunderkrankungen wie Diabetes, Nierenfunktionsstörungen, chronischen Lungenerkrankungen oder einer Immunsuppression:

  • Vermeidung des Kontakts zu Dromedaren, insbesondere zu kranken Tieren
  • Kein Besuch von Farmen auf denen sich Dromedare aufhalten
  • Kein Verzehr roher oder unvollständig erhitzter Lebensmittel von Dromedaren, z. B. Milch, Käse oder Fleisch
  • Beachtung der üblichen Regeln der Alltagshygiene, insbesondere sollten häufig die Hände gewaschen und zu Personen mit akuten Atemwegssymptomen Abstand gehalten werden.

Reisende, bei denen sich bis 14 Tage nach Rückkehr eine akute Atemwegserkrankung entwickelt, die schwer genug ist, um tägliche Aktivitäten einzuschränken, sollen:

  • Ärztlichen Rat suchen und das Gesundheitsamt informieren
  • Abstand zu anderen Personen halten, beim Husten ein Papiertuch, den Unterarm oder Ellenbogen vor den Mund halten und sich häufig die Hände waschen
  • Weitere Reisen verschieben, bis sie wieder symptomfrei sind

Gleiches gilt für Personen, die Kontakt mit Reisenden aus der Region hatten und danach an einer akuten Atemwegserkrankung erkranken.