2010 – Griechenlands Schuldenkrise Categories: Gas-Russia-EU-C Timelines: Geld-Länder Finanzierungssystem, K-Erdgas-Erdöl, N-Griechenland

Die Griechenland-Krise beschäftigt die Europäische Union seit 2010. Damals war bekannt geworden, dass das Haushaltsdefizit des Landes höher ist als ursprünglich angenommen. Weil Griechenland Teil der Eurozone ist, hat die Krise Auswirkungen auf ganz Europa. Drei Rettungspakete haben Europäische Kommission, Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds inzwischen geschnürt, um Griechenland vor dem Bankrott zu bewahren. Doch die Hilfen sind mit strikten Auflagen verbunden: Griechenland soll seine Behörden verschlanken, Staatsbesitz privatisieren, die Steuerhinterziehung reduzieren, das Rentensystem reformieren und die Wirtschaft modernisieren, um die Schulden abbauen zu können. Viele Griechen leiden unter den Einschnitten, die damit verbunden sind. Bei den Parlamentswahlen im September 2015 ist Alexis Tsipras erneut als Ministerpräsident bestätigt worden. Er muss nun weitreichende Reformen in Griechenland durchsetzen. Bei der ersten Zwischenbilanz im April 2016 bleiben viele Zusagen unerfüllt.

Das erste Hilfspaket für Griechenland

Der Rettungsplan für Griechenland sah für 2010 eine Kombination aus Krediten der Eurogruppenpartner und des IWF im Umfang von 110 Milliarden Euro vor. 80 Milliarden Euro des Gesamtpakets steuerten die Euro-Länder bei, 30 Milliarden Euro kamen vom IWF.

Das zweite Hilfspaket für Griechenland

Rund ein Jahr nach Verabschiedung der ersten 110-Milliarden-Hilfe steckte Griechenland trotz des ersten Sparpakets tiefer in der Krise als je zuvor. Die Staatsschulden stiegen bis Ende 2011 auf rund 165 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die Sparmaßnahmen verschärften zudem die Rezession. 2011 war die griechische Wirtschaft um 5,5 Prozent geschrumpft. Die Arbeitslosenquote lag bei 20 Prozent. Vor allem junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren waren ohne Job: von ihnen war jeder zweite als arbeitslos gemeldet. Griechenland muss 2012 weitere 25 bis 30 Milliarden Euro Schulden zurückzahlen, konnte das aber aus eigener Kraft nicht finanzieren und benötigte daher zusätzliche Hilfen.

Parlamentwahlen in Griechenland 2012

Bei der griechischen Parlamentswahl am 6. Mai 2012 haben die beiden  Regierungsparteien, die konservative Nea Dimokratia (ND) und die sozialdemokratische Pasok, die hinter dem drastischen Sparkurs stehen, die Mehrheit im Parlament um zwei Abgeordnete verfehlt. Rechte und linke Extremisten erzielten große Gewinne. Für die Nea Dimokratia stimmten 18,8 Prozent (2009 33,5 Prozent), für die Pasok nur noch 13,2 Prozent (2009: 43,9 Prozent) der Wählerinnen und Wähler.Pasok und Nea Dimokratia

Parlamentswahlen in Griechenland 2015

Griechenland rückt nach links. Das Linksbündnis Syriza hat bei der Wahl am 25. Januar 2015 in Griechenland einen klaren Sieg errungen. Für die absolute Mehrheit der Stimmen reichte es nicht. Wahlsieger Alexis Tsipras erklärte die “desaströse Sparpolitik” für beendet. Er werde mit den Gläubigern eine für Griechenland und die EU “neue, machbare Lösung” aushandeln, kündigte der 40-Jährige an. Die Troika hatte das hochverschuldete Griechenland 2010 mit einem milliardenschweren Hilfsprogramm vor der Staatspleite bewahrt, dafür aber rigide Sparmaßnahmen verlangt. Die Griechen sprachen sich bei der Parlamentswahl deutlich gegen diesen Kurs aus.